Wäldern wohnt eine Magie inne, die die Sinne verzaubert und den Waldbesucher fast augenblicklich zur Ruhe kommen lässt. Grund genug, sich ein wenig Waldmagie in den eigenen Garten zu holen. Ein Waldgarten macht’s möglich – und erfüllt noch dazu einen praktischen Nutzen. Denn der natürliche Zustand der Landschaft Mitteleuropas ist bewaldet. Liese man alle Flächen in Zukunft einfach in Ruhe, würde sich wieder großflächig Wald bilden. Für Wohnraum, Landwirtschaft und Industrieflächen hat die Zivilisation den Wald mit der Zeit immer weiter abgeholzt. Dem Waldgarten gelingt jedoch das Kunststück, Lebensmittelproduktion und Wohnraum mit Wald zu kombinieren.
Was ist ein Waldgarten?
Das Konzept des Waldgartens ist eng mit der Permakultur verknüpft. In diesem Gartenstil, der eigentlich vielmehr Anbaumethode als Design-Spielart ist, wird das natürliche Waldökosystem imitiert. Anhand dieses Vorbilds ersetzt man aber die typischen Waldpflanzen durch essbare Gewächse. Statt Buchen, Fichten, Kiefern oder Eichen findet man hier also eher Walnuss, Apfelbaum und Haselnussstrauch.
Im Waldgarten werden hauptsächlich mehrjährige Pflanzen gesetzt, aber auch einjährige oder zweijährige Staudenarten, die sich zuverlässig selbst aussäen sind denkbar. Hauptsache sie wachsen dauerhaft und müssen nicht Jahr für Jahr erneuert werden.
Die Pflanzen werden sorgsam so gewählt und gepflanzt, dass sie sich gegenseitig Schatten spenden, den Boden feucht halten und vor Krankheiten und Schädlingen schützen, sich aber nicht behindern. Richtig angelegt macht der Waldgarten deshalb wenig Arbeit, weil sich das Ökosystem selbst reguliert.
Aufbau des Waldgartens
Der Waldgarten ist entsprechend dem „echten“ natürlichen Wald in mehreren Vegetationsschichten aufgebaut:
1. Hochstämmige Bäume
Die am höchsten reichende Schicht besteht aus hochstämmigen Nuss- oder Obstbäumen, zum Beispiel aus Walnuss, Kastanie oder Kirsche.
Edelkastanie - Foto von Nennieinszweidrei / pixabay.com
2. Kleine bis mittelgroße Bäume
Die zweite Schicht schließt sich mit niedrigen Obstbäumen und großen Sträuchern an. Hier finden sich beispielsweise Apfel-, Pfirsich- und Pflaumenbäume, oder Haselnusssträucher.
Haselnuss - Foto von Pusteblume0815 / pixabay.com
3. Sträucher
In der dritten Schicht gedeihen mittelgroße und kleinere Sträucher, wie Wildrosen, Heidelbeeren, Holunder oder Johannisbeeren.
Holunder - Foto von Anemone123 / pixabay.com
4. Krautschicht
Wir verlassen die Höhen und nähern uns den bodennäheren Pflanzen. In der sogenannten Krautschicht finden sich verschiedene Stauden und Kräuter. Rhabarber, Zitronenmelisse und Waldmeister sind nur einige Beispiele. Die hier wachsenden Arten müssen nicht zwangsläufig mehrjährig sein. Auch ein- oder zweijährige Arten, die sich zuverlässig selbst aussäen, passen gut in die Krautschicht.
Waldmeister - Foto von analogicus / pixabay.com
5. Bodendecker
Zuunterst begrünen Bodendecker die Freiräume. Viele davon sind sehr robust, so dass man problemlos durch den Waldgarten laufen kann, ohne alles zu zertrampeln. Beispiele für geeignete Bodendecker sind die Walderdbeere, Klee und Schafgarbe.
Walderdbeere - Foto von LalalaB / pixabay.com
6. Wurzelpflanzen
Mit den Bodendeckern ist die Schichtung noch nicht beendet. Denn sogar unter der Erde finden noch Pflanzen im Waldgarten Platz. Allen voran Knoblauch, Zwiebeln, Karotten, Kartoffeln, Radieschen oder anderes Wurzelgemüse.
7. Rank- und Kletterpflanzen
Auch in der Höhe hat der Waldgarten noch Anbau-Potential. Die Stämme der Bäume kannst du zum Beispiel mit Beerenranken, Geißblatt oder Weintrauben bewachsen lassen. Aber Achtung: Sei bei der Wahl der Kletterpflanzen vorsichtig. Es gibt Arten, die den Baum erdrücken können.
Waldrebe (Clematis) - Foto von Etienne-F59 / pixabay.com
Deinen Waldgarten kannst du auf verschiedenste Arten anlegen. Du kannst Waldrand imitieren mit verschiedenen Obstbäumen, die auch in der Natur meist am Waldrand zu finden sind, Sträuchern, Stauden und Kräutern. Du kannst aber auch große Nussbäume mit ihren mächtigen Baumkronen pflanzen. In den schattigen Bereichen darunter können dann zum Beispiel Pilze kultiviert werden oder Tiere, wie Hühner gehalten werden. Ebenso kannst du Lichtungen mit hohen Bäumen und Waldrand kombinieren, was vor allem auf großen Flächen sinnvoll ist. Der Waldgarten ist aber auch in kleinen Gärten umsetzbar und sogar in der Stadt, oft als gemeinschaftlich genutzter urbaner Waldgarten. Oftmals genügt schon ein einzelner Baum, um den herum du deinen kleinen Waldgarten anlegen kannst.
Vor- und Nachteile des Waldgartens
Wie alle anderen Gartenstile hat auch der Waldgarten Vor- und Nachteile. Beginnen wir mit seinen vielen Vorzügen:
Durch die bewusste Pflanzung von essbaren Gewächsen, trägt der Waldgarten zu deiner Selbstversorgung mit Obst, Beeren, Nüssen, Kräutern und Pilzen bei.
Er ist außerdem besonders pflegeleicht. Es müssen nicht immer wieder einjährige Pflanzen neu gepflanzt werden, es gibt keinen Rasen, der gemäht werden müsste und das Laub muss man auch nicht aufsammeln, da es den Waldgarten-Pflanzen dann als Nährstofflieferant zur Verfügung steht.
Auch dem Mikroklima in deinem Garten kommt der Waldgarten zugute. Da durch den Klimawandel Hitzeperioden immer häufiger werden, ist es wichtig, im Garten für Schattenflächen zu sorgen. Bäume und Sträucher sind da genau das richtige und in natürlichem Schatten sitzt es sich angenehmer als unter Schirmen und Sonnensegeln. Und auch als Windschutz kann der selbst angelegte Wald punkten. Zusätzlich schützt die dichte Bepflanzung deinen Boden vor Erosion und Austrocknung, bildet durch das Laub Humus und bindet CO2.
Zu guter Letzt tust du damit den Tieren in deinem Garten etwas Gutes. In den Bäumen, Sträuchern und Kräutern finden sie Nahrung, Unterschlupf und Schutz. So bildest du ökologische Nischen aus, die in Wohngebieten und unserer Kulturlandschaft viel zu selten geworden sind.
Natürlicher hat der Waldgarten auch einen ästhetischen Nutzen, rund ums Jahr, vor allem aber im Herbst, sieht der Waldgarten spektakulär aus!
Das klingt alles toll, oder? Einen Nachteil hat der Waldgarten aber dann doch. Da im Waldgarten Bäume eine größere Rolle spielen als in anderen Gartenstilen, benötigt der Waldgarten Geduld, bis die Gehölze eine gewisse Größe erreicht haben. Denn die Bäume und Sträucher werden ja nicht von heute auf morgen groß. Mit einem größeren Budget kann man sich in der Baumschule zumindest schon die älteren Exemplare raussuchen. Aber auch die benötigen Jahre, bis sie auf eine Größe angewachsen sind, die nach Wald aussieht.
Waldgarten planen
Hast du dich trotz der längeren Wartezeit auf das Endergebnis für einen Waldgarten entschieden, folgt die Planung. Die ist bei diesem Gartenstil entscheidend. Die Platzierung der größeren Gehölze will gut überlegt sein. Sie sollten ausreichend weit vom Nachbarn entfernt sein, nicht mit anderen Elementen im Garten kollidieren (Teich, Sonnenterrasse, Gemüsegarten) und man sollte bedenken, wie groß die Bäume mal werden und wo dann ihr Schatten hinfällt, will man nicht irgendwann im Wohnzimmer im Dunkeln sitzen.
Am besten plant man den Waldgarten von oben nach unten, von groß zu klein. Nach der Platzierung der großen Bäume plant man die kleineren Bäume und Sträucher ein. Danach die Unterpflanzung in Zwischenräumen und in den Randbereichen mit Stauden und zuletzt die Bodendecker und Kletterpflanzen.
Pflanzen für den Waldgarten
Angepflanzt können in deinem Privatwald Obst, Beeren, Nüsse, Kräuter und Wurzeln. Hier ein paar Pflanzen, die sich im Permakultur-Wald bewährt haben:
Bäume
- Edelkastanie
- Walnuss
- Herznuss
- Kirsche
- Apfel
- Pflaume
Sträucher
- Haselnuss
- Kornelkirsche
- Aroniabeere
- Honigbeere
- Johannisbeere
- Holunderbeere
Stauden
- Waldmeister
- Zitronenmelisse
- Brennnesseln
- Beinwell
- Farne
- Taglilien
- Gräser
Bodendecker
- Walderdbeeren
- Klee
Rank- und Kletterpflanzen:
- Kiwibeere
- Wein
- Hopfen
Walnuss - Foto von congerdesign / pixabay.com
Das ist nur eine kleine Auswahl. Bei der Wahl der Pflanzen und ihrer Position im Waldgarten sollte man sich mit deren Anforderungen an Wasser und Licht vertraut machen. Machen Arten wachsen auch direkt im Schatten großen Bäume gut, andere brauchen mehr Licht und sollten daher eher in die Randbereiche bepflanzt werden.
Besonders erfolgreich erweist sich im Waldgarten die Anlage der Pflanzen in Mischkultur, in Form von sogenannten Gilden. Das sind symbiotische Gemeinschaften von Pflanzen, die um den Baum herum gepflanzt werden und diesen unterstützen, indem sie ihn zum Beispiel vor Krankheiten und Schädlingen schützen oder die Bodenfruchtbarkeit verbessern.
Natürlich musst du in deinem Waldgarten nicht ausschließlich essbares anpflanzen. Genauso kannst du typische Waldpflanzen mit Nutzpflanzen kombinieren. Farne (z.B. Waldfrauenfarn, Kleiner Wurmfarn) sind ideal für schattige Stellen. Auch Gräser (z.B. Hängende Segge, Winkelsegge) lassen sich gut integrieren. Selbstverständlich dürfen auch Blühpflanzen wie Glockenblume, Akelei, Buschwindröschen, Große Sterndolde, Nachtviole, Waldvergissmeinnicht, Schneeglöckchen, Krokusse und viele weitere nicht fehlen. Als Kletterpflanzen passen die Bunte Kronwicke, Efeu, Gewöhnliche Waldrebe, Waldgeißblatt und Hopfen zu den Anforderungen im Waldgarten.