Was gibt es Schöneres als einen Garten, der lebt? Für den naturnahen Gärtner ist es die größte Freude, in seinem kleinen Reich verschiedene Tierarten beobachten zu können. Mit den richtigen Mitteln kannst du in deinem Garten Lebensräume für die verschiedensten Tiere schaffen. Und das kommt auch dem Gärtner zugute, denn im eingespielten Ökosystem ist die Bestäubung von Pflanzen gesichert und Schädlingsbefall wird meist ganz natürlich durch Fressfeinde geregelt. Durch die immer stärkere Bebauung und landwirtschaftliche Nutzung von Freiflächen haben viele Arten heute jedoch kaum noch natürliche Lebensräume. Mit einigen teilweise sehr einfachen und kostengünstigen Maßnahmen, kannst du deinen Garten zum Habitat etlicher Tierarten machen.
Totholzhaufen
Totholzhaufen an einer schattigen Stelle im Garten sind nicht nur für die Besiedelung durch Pilze prädestiniert, sondern bieten auch Insekten, Kröten, Spinnen aber auch Igeln Unterschlupf. Den Totholzhaufen legst du am besten unter Sträuchern oder Bäumen an und schichtest Äste locker auf. Größeres Holz sollte obenauf gelegt werden, damit im Inneren des Haufens genug Hohlräume vorhanden sind.
Wem die vermeintlich unordentliche Optik des Totholzhaufens ein Dorn im Auge ist, kann auf eine Totholzhecke, eine sogenannte Benjeshecke, ausweichen. Dazu werden im Abstand von ungefähr einem Meter versetzt in zwei Reihen Pflöcke oder große Äste in den Boden gesteckt. Dazwischen wird das Totholz in Form von Hecken- und Baumschnitt gelegt und bildet so eine dichte Hecke. Mit der Zeit tragen Vögel Samen in die Hecke und sie wird bewachsen. Mit der Totholzhecke sparst du dir die Entsorgung von Baumschnitt, denn die Hecke setzt sich mit der Zeit und wird niedriger. Jedes Jahr kann sie mit neuem Schnittgut aufgefüllt werden.
Steinhaufen oder Trockenmauer
Locker aufgeschichtete Steinhaufen oder Trockenmauern bieten dank ihrer großen Fugen und Lücken zwischen den Steinen Insekten, aber auch Eidechsen, Schlangen oder Blindschleichen Wohn- und Nistplätze. Reptilien sind wechselwarme Tiere. Um ihre Körpertemperatur zu erhöhen, halten sie sich deshalb gern auf warmen Oberflächen auf. Ein Steinhaufen, der am besten an einem sonnigen Platz angelegt werden sollte, heizt sich in der Sonne auf und ist deshalb bei Eidechsen sehr beliebt. Damit auch das Umfeld des Steinhaufens für die Tiere ein sicherer Bereich ist, in dem sie von Fressfeinden nicht sofort gesehen werden, sollten im Idealfall auf der Nordseite Stauden oder Sträucher und auf den übrigen Seiten hohes Gras oder Wiesenkräuter angrenzen. Achte darauf, dass die Pflanzen keinen Dauerschatten auf den Steinhaufen werfen.
Komposthaufen
Ein Komposthaufen ist nicht nur für den Gärtner und seine Gemüsebeete gut, sondern ist auch ein wichtiger Lebensraum für Würmer, Insekten und Blindschleichen. Letztere nisten gern in der wohligen Wärme des Komposts. Damit Blindschleichen verletzungslos in den Kompost gelangen können, sollte der Haufen nicht von zu feinmaschigen Wänden begrenzt werden. Holzlatten mit ausreichend großem Abstand oder grobmaschiges Material eignen sich für die Echsen besser. Für Vögel ist der Komposthaufen ein wahres Buffet. Dank der in ihm lebenden Insekten und Würmern stellt er eine wichtige Nahrungsquelle für sie dar.
Heimische Hecken
Um gefiederte Bewohner für unseren Garten begeistern zu können sind zwei Dinge nötig: Nistmöglichkeiten und Nahrung. Beide Bedürfnisse können mit der Pflanzung von Hecken erfüllt werden. In den dichten Hecken können Vögel zum einen wunderbar Nester bauen. Hierzu bieten sich vor allem Hecken mit Dornen an, da diese den Tieren zusätzlich Schutz bieten. Zum anderen liefern Hecken Nahrung, entweder durch die Früchte der Pflanze selbst oder durch Insekten, die um die Blüten kreisen.
Hierbei sind heimische Pflanzen Trumpf. Denn auf exotischen Ziergewächsen leben entweder keine Insekten, weil oft die wichtigen Staubblätter weggezüchtet wurden, oder unsere heimischen Vögel können mit deren Früchten schlicht nichts anfangen. Zum Glück gibt es eine Vielzahl heimischer Hecken, Sträucher und Bäume, die als Lebensraum für Vögel ideal sind. Dazu zählen Eberesche, Weißdorn, Wildrosenarten wie Hundsrose oder Alpenrose, Hagebutte, Vogelbeere, Holunder, Kornelkirsche oder Schlehe.
Blumenwiesen
Auf monotonen Rasenflächen finden Insekten kaum Nahrung. Durch die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung von Wiesen gibt es kaum noch natürliche Blumenwiesen, die heimischen Insekten Nahrung bieten. Hast du freie Flächen im Garten, die du nicht aktiv nutzt, könnten an diesen Stellen Blumenwiesen angelegt werden. Eine Blumenwiese bietet auch für den Gärtner einige Vorteile. Anders als Rasen muss sie nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden und hat dazu noch einen wesentlich geringeren Wasserbedarf.
Leider kann man nicht einfach Samen ausstreuen und dann warten, bis es sprießt und blüht. Es mag kontra-intuitiv klingen, aber die bunte Blütenpracht benötigt karge Böden um zu gedeihen. Vor allem auf Flächen, die vorher mit Rasen bewachsen waren oder landwirtschaftlich genutzt wurden, muss erst der Nährstoffgehalt des Bodens gesenkt werden. Das dauert eine Weile und kann aufwendig sein, aber es wird sich lohnen. Der schnellste Weg ist es, die Grasnarbe zu entfernen und zusätzlich ein paar Zentimeter Oberboden abzutragen. Dann kann der Boden aufgebrochen werden und Sand untergemischt werden, der den Nährstoffgehalt weiter senkt. Erst dann kann die Aussaht beginnen. Wähle hierfür eine Saatmischung mit heimischen mehrjährigen Pflanzen, damit deine Blumenwiese ohne aktive Eingriffe des Gärtners über Jahre hinweg gedeihen kann.
Heimische Pflanzen bevorzugen
Nicht nur auf der Blumenwiese, auch in Staudenbeeten, Kräutergärten oder anderen Bereichen des Gartens solltest du verstärkt heimische Pflanzen einsetzen. Das freut viele Insektenarten, vor allem aber Schmetterlinge. Durch erhöhten Pestizideinsatz und das Verschwinden nötiger Futterpflanzen ist die Schmetterlingspopulation in den letzten Jahrzehnten massiv geschrumpft. Die meisten Arten unserer heimischen Schmetterlinge stehen mittlerweile auf der roten Liste und sind kaum noch im Garten zu beobachten. Damit die schönen Tiere Nahrung finden, braucht es heimische Pflanzen: Wildblumen wie Kartäusernelke, Wilder Majoran, Johanniskraut, blühende Hecken und viele mehr. Natürlich musst du nicht komplett auf exotische Pflanzen verzichten. Wähle aber unbedingt solche mit ungefüllten Blüten, wie zum Beispiel den Sommerflieder, der ein wahrer Schmetterlingsmagnet ist. Damit die Tiere das ganze Jahr über Nahrung finden, plane deine Bepflanzung so, dass zu jeder Jahreszeit etwas blüht.
Doch nicht nur den Schmetterling selbst sollten wir bedenken, denn ohne Raupe kein Schmetterling. Im Gegensatz zu anderen Insekten sind Schmetterlingslarven sehr wählerisch und beschränken sich oft auf wenige Futterpflanzen. Da es sich dabei oft um Pflanzen handelt, die dem Gärtner nichts nützen oder ihm sogar lästig sind, finden die Tiere kaum noch Nahrung. Lass deshalb in manchen Ecken deines Gartens einfach mal eine Brennnessel oder Distel stehen. Die meisten exotischen Pflanzen nützen unseren Raupen übrigens leider nichts, weil sie für sie nicht genießbar sind. Pflanzen die sich besonders als Futter für Schmetterlingsraupen eignen sind zum Beispiel Wilde Möhre und Petersilie für den Schwalbenschwanz, Brennnessel und Distel für Tagpfauenauge, Distelfalter und kleiner Fuchs sowie Kreuzdorn und Faulbaum für den Zitronenfalter.
Nistkästen
Natürliche Nistgelegenheiten wie dichte Hecken sollten immer bevorzugt angelegt werden. Wo das allerdings nicht möglich ist, können Nistkästen Abhilfe schaffen. Unterschiedliche Vogelarten haben unterschiedliche Anforderungen an ihren Nistplatz. Deshalb sollte man neben den üblichen Höhlennistkästen, die sich unter anderem für Meisen gut eignen, auch andere Formen aufhängen. So gibt es im Handel Halbhöhlennistkästen für Gartenrotschwanz, Grauschnäpper, Zaunkönig oder Bachstelze, spezielle Starenkästen, Baumläuferkästen, Spatzenkästen oder Mauerseglerkästen.
Künstliche Behausungen gibt es übrigens auch für Fledermäuse. Solche Fledermauskästen dienen den nachtaktiven Tieren als Tag-Quartier, als Ort um ihre Jungen zur Welt zu bringen oder als Quartier für den Winterschlaf. Durch das Aufforsten von Monokulturen oder das Entfernen von faulen Bäumen aus Sicherheitsgründen finden die Tiere immer weniger natürliche Unterschlüpfe. Dabei sollte der Wert der Fledermaus für das Ökosystem nicht unterschätzt werden. Nicht nur fressen die Tiere lästige Stechmücken, sie vertilgen auch für die Ernte schädliche Insekten.
Insektenhotel
Eine populäre Art sich Tiere in den Garten zu holen sind Insektenhotels. Der Name ist ein wenig irreführend, denn eigentlich handelt es sich weniger um Wohnbehausungen als um Nistmöglichkeiten. Dabei haben unterschiedliche Insekten unterschiedliche Bedürfnisse. Eine einfache Möglichkeit um Nistplätze zu schaffen sind abgestorbene Ruten von Himbeeren oder Brombeeren, die in die Erde gesteckt oder aufgeschichtet dargeboten werden. Alternativ kann man mit wenigen Handgriffen aus einem Holzscheit oder Holzblock ein Insektenhotel fertigen. In das Holzstück bohrt man einfach verschieden große Löcher hinein. Harthölzer wie Eiche, Buche, Esche oder Obstbaumhölzer eignen sich am besten. Denn Nadelhölzer enthalten zu viel Harz, dass die Flügel der Insekten verkleben kann. Zum anderen richten sich bei feuchter Witterung die Fasern der Nadelhölzer in den Bohrlöchern auf und können die Insekten verletzen oder den Zugang erschweren. Zu guter Letzt ist die Wahl des Standortes für die Insektennisthilfe wichtig. Der perfekte Standort ist sonnig, trocken und wettergeschützt, während die Einflugschneise von der Wetterseite abgewandt sein sollte.
Bienentränken
Damit auch Insekten in der Sommerhitze eine Stelle zum Trinken finden, kannst du Bienentränken im Garten platzieren. Dazu genügt eine flache Schale oder ein Blumentopfuntersetzer. Damit die Insekten gut landen können und ohne Hindernis ans Wasser kommen, lege Steine und Ästchen in die Schale und fülle diese dann mit Wasser. Die nützlichen Insekten werden es dir danken.