Zimmerpflanzen machen einen Raum freundlicher und wohnlicher. Wer so gar keinen grünen Daumen hat, muss meist auf Pflanzen in der Wohnung verzichten. Da schafft ein Flaschengarten Abhilfe! Doch auch für erfolgreiche Hobbygärtner und Zimmerpflanzenhalter ist ein Flaschengarten interessant.
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Was ist ein Flaschengarten?
Flaschengärten sind kleine autonome Ökosysteme. Richtig angelegt können Sie über Jahre bestehen, ohne dass man eingreifen muss.
Der Flaschengarten geht zurück auf den englischen Arzt Nathaniel Bagshaw Ward. Er entwarf in den 1830er Jahren ein geschlossenes Mini-Gewächshaus, den sogenannten Wardschen Kasten. Mit ihm konnten Botaniker Pflanzen unversehrt von ihren Entdeckungsreisen nach Hause bringen.
Das Konzept, Pflanzen im Glas zu halten, ist unter den verschiedensten Namen bekannt. Hermetosphäre, Ewiges Terrarium, Mossarium, Florarium oder Vivarium sind nur ein paar Beispiele für Begriffe, die zwar strenggenommen nicht alle gleichbedeutend sind, aber meist synonym zum Flaschengarten verwendet werden. Egal ob das Glas geschlossen oder offen ist, die genannten Systeme sind alle ähnlich aufgebaut.
Was braucht man für einen Flaschengarten?
Flaschengärten werden klassischerweiser in verschließbaren Gläsern angelegt. Ideal ist ein großes bauchiges Glas, das sich mit Korken, Bügelverschluss oder anderen Deckeln möglichst luftdicht verschließen lässt.
Zusätzlich zum Glas brauchen Sie folgende Einrichtung:
- Kies, Splitt, Blähton oder Lavagranulat als Drainage
- Aktivkohle oder Holzkohle
- Nährstoffarmes Pflanzsubstrat, z.B. Anzuchterde oder Bonsaisubstrat
- Steine, Kies oder andere Deko
- Pflanzen
Um sich die Einrichtung des Flaschengartens zu erleichtern, sollte man ein paar Werkzeuge bereit halten. Substrat und dekorativer Kies lässt sich leichter einfüllen, wenn man ein Röhrchen zur Hilfe nimmt (z.B. ein Gartenschlauchrest, gerolltes Papier, Küchenpapierrolle).
Eine lange Pinzette, wie sie in der Aquaristik und im Aquascaping verwendet wird, hilft dabei, Pflanzen und Deko zielgerichtet im Glas unterzubringen.
Welche Pflanzen eignen sich für den Flaschengarten?
Im Flaschengarten herrschen hohe Luftfeuchtigkeit und warme Temperaturen. Für die Bepflanzung sind daher vor allem tropische Pflanzen geeignet, da sie bereits an feucht-warmes Klima gewöhnt sind. Mini-Orchideen, Moose, Farne, Asparagus, Bromelien, Fittonia oder fleischfressende Pflanzen sind die Klassiker. Es können aber auch Sukkulenten im Flaschengarten eingesetzt werden. Da sie nicht so viel Feuchtigkeit vertragen, sollte das Glas dann aber dauerhaft offengelassen werden.
So wird der Flaschengarten angelegt
Schritt 1 – Vorbereitung
Bevor Sie loslegen, sollte das Glas gut gereinigt werden. Am besten spülen Sie es mit heißem Wasser aus, um Keime abzutöten und somit Schimmelbildung zu vermeiden.
Schritt 2 – Drainageschicht
Die unterste Schicht im Flaschengarten dient der Drainage. Denn die Pflanzen mögen es zwar feucht, die Wurzeln sollten aber nicht in Dauernässe stehen. Kies, Splitt, Blähton oder Lavagranulat werden deshalb zuunterst ins Glas eingebracht und verhindern Staunässe.
Schritt 3 – Kohleschicht
Die Drainageschicht wird mit einer dünnen Schicht zerstoßener Holzkohle oder Aktivkohle bedeckt, die die Bildung von Schimmel vermeiden soll.
Schritt 4 – Substratschicht
Nun folgt die eigentliche Pflanzschicht. Hier sollte keine normale Blumenerde verwendet werden, da diese meist stark gedüngt sind. Die Pflanzen im Flaschengarten sollen wegen des Platzmangels aber eher klein bleiben. Nährstoffarme Erden wie Anzucht- oder Kräutererde und spezielle Bonsaisubstrate eignen sich deshalb am besten. Ist nur normale Blumenerde vorhanden, sollte diese mit Sand vermischt werden, um den Nährstoffgehalt zu senken.
Schritt 5 – Bepflanzung
Für Pflanzen mit Wurzeln buddelt man im Substrat kleine Mulden vor. Bevor die Pflanzen eingesetzt werden, zieht man die Pflanzentriebe vorsichtig auseinander und schüttelt möglichst viel Erde ab. Jetzt können die Wurzeln noch kurz abgespült und zurückgeschnitten werden, damit die Pflanzen im Glas schneller anwurzeln. Setzen Sie die Pflanzen mit Hilfe der Pinzette in die vorgebuddelten Mulden und drücken Sie leicht an.
Sie können die Bepflanzung aber auch mit Stecklingen vornehmen. In dem feuchten Klima bilden die Stecklinge schnell eigene Wurzeln aus.
Was in keinem Flaschengarten fehlen sollte, ist Moos. Das Moos hält Wasser an der Oberfläche und sorgt für eine hohe Luftfeuchtigkeit. Legen Sie das Moos einfach auf Substrat oder Steine auf. Es wurzelt dann von selbst an.
Schritt 6 – Deko
Jetzt können Sie kreativ werden und Ihren Flaschengarten noch mit Steinen, Kies oder anderen Elementen verzieren. Wenn Sie große Steine als dominanten Teil des Flaschengartens einsetzen wollen, vertauschen Sie die Schritte 5 und 6 und platzieren Sie erst die Steine im Glas. Die Bepflanzung wird dann um die Steine herum vorgenommen.
Schritt 7 – Finalisierung
Ist der Flaschengarten fertig bepflanzt und dekoriert, können noch Springschwänze aus dem Zoobedarf ins Glas gesetzt werden (nur zu empfehlen im geschlossenen Flaschengarten!). Die Tierchen sind harmlos, halten den Falschengarten aber frei von Schimmel.
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Bevor das Glas verschlossen wird, gießen Sie die Erde leicht an, bis sie feucht, aber nicht durchnässt ist. Alternativ kann auch ein Pflanzensprüher verwendet werden. Verwenden Sie zum Gießen möglichst kalkarmes Wasser, zum Beispiel aus der Regentonne. Das mögen die Pflanzen lieber und es bilden sich keine unschönen Kalkflecken am Glas.
Danach kann der Deckel aufgesetzt werden und der Flaschengarten getrost sich selbst überlassen werden. Suchen Sie Ihrem Flaschengarten einen hellen Standort ohne direkte Sonneneinstrahlung.
Muss der Flaschengarten gegossen werden?
Da der Flaschengarten quasi ein geschlossenen Ökosystem ist, reicht den Pflanzen die Menge Wasser aus, die Sie angegossen haben. Ob Ihr Flaschengarten die richtige Menge Wasser enthält, können Sie einfach feststellen. Das Glas sollte morgens beschlagen sein, bis Mittag aber wieder klar werden. Ist das Glas morgens nicht beschlagen, füllen Sie ein wenig Wasser nach. Ist das Glas permanent beschlagen und rinnen sogar Wassertropfen an der Innenseite entlang, lassen Sie das Glas ein bis zwei Tage offenstehen, bis genug Feuchtigkeit entwichen ist.
Wie oft der Flaschengarten in der Folge gegossen werden muss, hängt davon ab, wie dicht das Glas ist. Meistens reicht es aber alle paar Monate aus. Nachgießen sollten Sie, wenn das Glas morgens nicht mehr beschlagen ist.
Fazit
Weitere Pflege braucht Ihr Flaschengarten nicht. Lediglich wenn Ihnen faulende oder abgestorbene Pflanzenteile auffallen, sollten Sie sie entfernen. Ansonsten können Sie sich zurücklehnen und der Entwicklung Ihres Mini-Ökosystems entspannt zusehen!