"Gras ist das Haar der Mutter Erde". Dieses Zitat des bedeutenden Gärtners und Stauden-Züchters Karl Foerster beschreibt sehr treffend die Bedeutung von Gräsern in der Natur. Auch in der Gartengestaltung können wir uns die Besonderheiten von Gräsern zu Nutze machen.
In sogenannten Gräsergärten - oder im kleineren Maßstab in Gräserbeeten - erschafft man dank der filigranen Struktur und von Leichtigkeit bestimmten Optik der Pflanzen einzigartige Beetkreationen.
Gestaltung von Gräserbeeten
Filigrane Halme gepaart mit bauschigem Wuchs und den verschiedensten Samenstand-Formen verleihen Gräsern eine Leichtigkeit, die einer beinahe ätherischen Schönheit nahekommt. Streicht der Wind sanft durch die Gräser, ist das nicht nur optisch ein Highlight. Auch akustisch sind die melodisch raschelnden Gräser eine Zierde für deinen Garten.
In der Gestaltung von Beeten gelten Gräser als Strukturpflanzen. Pflanze hohe Grasarten nach hinten und niedrigere Sorten im Vordergrund. Das verleiht dem Beet Tiefe und Struktur.
Einzelne Gräser können Beete gezielt optisch auflockern. Sollen die Gräser und ihre einmalige Ästhetik den Fokus des Beets bilden, pflanzt man gleiche Grassorten in größeren Gruppen. Kombiniere nicht zu viele verschiedene Gräser, sondern fokussiere dich auf wenige Sorten.
Für sich gepflanzt wirken Gräser oft ein wenig karg und erinnern an Steppenlandschaften. Ihre volle Wirkung entfalten sie in Kombination mit blühenden Stauden. Durch die ständige Bewegung beim kleinsten Luftzug und die Struktur der Halme und Samenstände verleihen Gräser blühenden Staudenbeeten Leichtigkeit und lockern das Beet optisch auf. Sie wirken dabei unaufdringlich und lassen sich mit den verschiedensten Pflanzenarten kombinieren.
Verschiedene Gräser haben verschiedene Samenstandformen: Bürsten, Blütenrispen, Wedel und mehr sind in der Welt der Gräser zu finden. Je nach Samenstandform harmonieren Stauden mit gewissen Blütenformen besonders gut. Zu flauschigen Samenständen passen zum Beispiel Katzenminze, Erdbeerminze, Kugellauch, Lavendel, Ziest, Edeldistel oder Rittersporn gut. Zu Gräsern mit filigranen Samenständen sehen die kontrastierend blühenden Stauden Sonnenhut, Storchschnabel, Margeriten, Eisenkraut oder Dahlien besonders eindrucksvoll aus.
Du kannst dein Gräserbeet auch so mit Stauden kombinieren, dass sie ihre volle Pracht zu einer bestimmten Jahreszeit entfalten. Für frühlingshafte Gräserbeete eignen sich zum Beispiel Mageriten, für sommerliche Gräserbeete Lavendel, Minze, Ziest und Co. Besonders interessant wirken herbstliche Gräserbeete. Wenn die übrigen typischen Staudenpflanzen ihre Blütenpracht bereits abgelegt haben, erstrahlen im herbstlichen Gräserbeet Spätblüher wie Astern, Sonnenhut oder Herbst-Anemonen. Für Herbstbeete prädestinierte ist das Japanische Blutgras "Red Baron", das sich im Herbst kräftig rot färbt. Dazu passen auch Federgräser und Lampenputzergräser.
Auswahl der richtigen Grassorten
Bei der Auswahl der Gräser sind verschiedene Aspekte in Betracht zu ziehen. Neben Höhe, Farbe und Textur der Gräser sind vor allem Standortansprüche ein entscheidender Faktor. Passe die Auswahl deiner Pflanzen immer an den geplanten Standort an. Trockenheitsliebende Gräser sollten auch mit ebensolchen Stauden kombiniert werden. Gräser, die schattige, frische Standorte bevorzugen, sollten mit Stauden vergesellschaftet werden, die die gleichen Standortansprüche haben.
Grundsätzlich gibt es sowohl einjährige als auch mehrjährige Ziergräser. Was die Höhe angeht, ist zwischen 20 cm und mehreren Metern Wuchshöhe alles vertreten. Während Seggen zum Beispiel einen niedrigen Wuchs aufweisen, kann das Reitgras bis zu 150 cm, das Riesenchinaschilf sogar bis zu 300 cm Höhe erreichen. Unser Tipp: Informiere dich unbedingt über den Platzbedarf im ausgewachsenen Zustand. Viele Gräser nehmen, wenn ausgewachsen, enorm viel Platz ein, sowohl in der Höhe als auch in der Breite. Damit andere Beetgewächse nicht ins Hintertreffen geraten oder Objekte im Garten überwuchert werden, wähle die Gräser dem Platzangebot am gewünschten Standort entsprechend.
Um die invasive Vermehrung von Exoten zu vermeiden, bevorzuge heimische Gräser: Zittergras (Briza media), Pfeifengräser (Molinia), Perlgras (Melica ciliata), Schillergras (Koeleria glauca), Silber-Ährengras (Achnatherum calamagrostis) und Schnee-Marbel (Luzula nivea) sind nur einige Beispiele für Sorten, die in Mitteleuropa auch natürlich vorkommen. Ihr Vorteil: heimische Pflanzen sind von Haus aus besser an unser Klima angepasst und daher robuster. Natürlich dürfen aber auch nicht heimische Gräser in deinem Gräsergarten einsetzen. Chinaschilf, Bambus und Pampasgras gehören zu den beliebtesten exotischen Ziergräsern.
Letztlich kommt es auch auf die Optik an, die du mit deinem Gräserbeet erzielen möchtest. Neben den verschiedensten Formen an Samenständen gibt es Gräser auch in verschiedenen Farben. Grüne Gräser sind zum Beispiel die Japan-Gold-Segge oder der Bärenfell-Schwingel. Der Blauschwingel wartet mit blau-grünen Halmen auf und das Japanische Blutgras ist, vor allem im Herbst, leuchtend rot gefärbt.
Gräser als Solitärpflanzen
Besonders große, buschige Gräser können auch gut in Solitärlage gesetzt werden. Dazu eignen sich vor allem Sorten, die sowohl in der Höhe als auch in der Breite einen ordentlichen Wuchs erreichen - Pampasgras (Cortaderia selloana), Hohes Pfeifengras (Molinia arundicnacea), Riesen-Federgras (Stipa gigantea) oder Rutenhirse (Panicaum virgatum) sind einige Beispiele.
Gräser als Sichtschutz
Die enorme Höhe, die einige Gräser erreichen, prädestiniert sie für den Einsatz als Sichtschutz. Größere Gräser können im Beet oder im Kübel auf der Terrasse Schutz vor den Blicken der Nachbarn bieten. Und das mit einer luftigen Leichtigkeit, die einen ihre Sichtschutzfunktion ganz vergessen lassen. Geeignet sind unter anderem Elefantengras (Miscanthus x giganteus), Bambus, Pampasgras (Cortaderia selloana), Rutenhirse (Panicaum virgatum), Hohes Pfeifengras (Molinia arundicnacea), Pfahlrohr (Arundo donax) oder Riesen-Federgras (Stipa gigantea).
Gräser im Steingarten
Aufgrund ihrer Textur passen Gräserbeete sehr gut zu moderner Architektur. Aber auch in Landhausgärten, Bauerngärten und mediterranen Gärten lassen sich Gräserbeete gut mit den typischen üppigen Blühstauden oder Kräutern ergänzen.
Da viele Gräser gut mit Trockenheit und kargen Böden klarkommen, sind Gräser beliebte Pflanzen für Kiesbeete und Steingärten. Besonders trockenheitsresistent sind: Rutenhirse (Panicaum virgatum), Zittergras (Briza media), Blauschwingel (Festuca glauca), Federgras (Stipa), Schillergras (Koeleria glauca), Lampenputzergras (Pennisetum alopecuroides), Diamantgras (Calamagrastis brachytricha), Segge (Carex).
Gräser als Teichbepflanzung
Doch auch das andere Standortextrem kann mit Gräsern bepflanzt werden. Am Teichrand machen sich Gräser besonders gut, da sie durch ihre bewegte, luftige Erscheinung eine natürliche fließende Verbindung zwischen Beet und Wasser darstellen. Also ideal für Naturpools und Schwimmteiche. Für diese feuchteren Lagen eignen sich verschiedene Schilfgräser, Pfahlrohr (Arundo donax) oder feuchtigkeitsliebende Seggen-Arten.
Pflege des Gräsergartens
Gräser sind relativ anspruchslos und sehr robust. Düngen ist in der Regel nicht nötig und bei vielen Sorten sogar kontraproduktiv. Im Vergleich zu Stauden leiden Gräser außerdem seltener unter Schädlingsbefall oder Pilzerkrankungen.
Lediglich ein Rückschnitt im Frühjahr ist nötig. Dazu bindet man die Gräser am besten zu Büscheln zusammen und schneidet dann etwa 5-10 cm über dem Boden ab. Achtung: auch die Sinnhaftigkeit eines Rückschnitts hängt von der Sorte ab. Immergrüne Gräser sollten nur nach Bedarf zurückgeschnitten werden. Wer mit Unkraut auf Kriegsfuß steht, ist mit einem Gräsergarten auch gut bedient. Denn unter den buschigen, teils bodendeckenden Gräsern bleibt Unkraut kaum Platz zu wachsen.
Welche Ziergräser sind winterhart?
Unter den Gräsern gibt es, wie bei den Stauden, winterharte und nicht winterharte Sorten. Besonders gut kommen Riesen-Federgras, Bärenfell-Schwingel, Reitgras, Federgras, Lampenputzergras, Bambus und Pampasgras durch die kalte Jahreszeit. Bedenke aber, dass auch eigentlich winterharte Sorten ins Straucheln kommen, wenn sie von vornherein am falschen Standort stehen. Das Pampasgras zum Beispiel ist, wie erwähnt, durchaus frostverträglich. Steht es jedoch an einem zu feuchten Standort, faulen über den Winter die Wurzeln des Grases und es geht ein. Achte also beim Kauf sowohl auf die generelle Winterhärte, als auch auf die Standortvorlieben des Ziergrases.