Kennst du die oft auffällig weiß gestrichenen Stämme von Obstbäumen? Hast du dich auch schon darüber gewundert? Oder streichst du gar selbst?
Wir streichen unsere Obstbaumstämme auch - nur ein bisschen anders: Unser Anstrich ist grau.
Warum das so ist und weshalb wir das tun, erklären wir in diesem Beitrag.
Warum streicht man Bäume überhaupt an?
Erwartungsgemäß dient der Anstrich keinem dekorativen Zweck, sondern bringt eine Reihe von Vorteilen für den Baum und damit für seinen Besitzer. Wir verwenden dabei jedoch keinen weißen Kalk, sondern feines graues Diabas Urgesteinsmehl, weil es einige wichtige Eigenschaften mitbringt, die dem Kalk fehlen.
Der Kalkanstrich, auch Weißanstrich genannt, macht den Stamm heller und reflektiert damit Sonnenlicht besser. Das beugt Rissen in der Baumrinde vor und schützt gleichzeitig vor Frostschäden insbesondere im ausgehenden Winter. Besonders Anfang des neuen Jahres scheint die Sonne schon wieder deutlich kraftvoller und erhitzt die dunkle Baumrinde auf der Südseite. Die Nordseite des Stamms ist zu der Zeit aber noch gefroren. Die Folge sind Spannungen in der Rinde, die sich letzlich als Risse in der Rinde zeigen. Der Baumanstrich reflektiert das Sonnenlicht, sodass der Temperaturunterschied zwischen Süd- und Nordhälfte des Stamms nicht zu hoch wird und keine Frostrisse entstehen.
Zudem hebt er durchs Herabspülen des Anstrichs den pH-Wert des Bodens um den Stammfuß und beugt Schädlings- und Pilzbefall vor.
All das kann das Diabas Urgesteinsmehl auch - und noch einiges mehr:
Am Stamm selbst sorgt es zunächst dafür, dass eventuelle Wunden nicht ausgebrannt, sondern schonend verschlossen und somit geheilt werden.
Vor allem aber besteht Diabas Urgesteinsmehl aus weitaus mehr wertvollen Mineralien und Spurenelementen als Kalk. Es enthält zum Beispiel...
- 43 Prozent Silizium für starke Pflanzen- und Blattbildung
- rund 12 Prozent Eisen als Wachstumsmotor
- 5 Prozent Magnesium
- 11 Prozent Tonerde.
Darüber hinaus sind Phosphat, Kalium, Schwefel, Kobalt und Nickel weitere pflanzenwertvolle Bestandteile, die mit Regen und Schnee über das Winterhalbjahr dem Boden um den Stammfuß zugeführt werden.
Nicht zu vergessen sind etwa 15 Prozent basisch wirksame Bestandteile auf Basis von Calciumoxid. Und last but not least leuchtet der dezent graue Urgesteinsmehlanstrich nicht so offensiv in der Landschaft.
Wann Baumanstrich auftragen?
Den Schutzanstrich trägst du am besten an trockenen, frostfreien Tagen auf. Der ideale Zeitpunkt ist im Spätherbst bis frühen Winter. Da durch Niederschläge der Anstrich nach und nach abgewaschen wird und mit der Zeit verblasst, empfielt sich ein zweiter Anstrich im Januar oder Februar.
Baumanstrich gegen Frostschäden selbst herstellen - so geht's
Die zum Anstrich benötigte Paste ist schnell gemacht. Du benötigst:
- feines Diabas Urgesteinsmehl
- ein wasser- und schnittfestes Behältnis (Eimer, Schüssel, Wanne)
- eine Spachtel oder Kelle
- einen Messbecher zur Wasserdosierung
- einen groben Pinsel
- evtl. Kleister
Bevor du deinen Anstrich anmischt und dir den Pinsel schnappst, bereite deine Bäume erst auf den Schutzanstrich vor. Bürste dazu lose Rinde vorsichtig ab.
Die einzelnen Komponenten werden mit Kelle oder Spachtel gründlich miteinander vermengt. Bei Zugabe von Kleister kann man das Gemisch kurze Zeit etwas abbinden lassen. Solltest du einen rein biologischen Baumanstrich wünschen, lass den Kleister einfach weg.
Die je nach Wasserzugabe und/oder Wunsch flüssige bis breiige Paste wird entweder mit Pinsel oder Kelle flächig vom Stammfuß deiner Obstbäume bis zum Kronenbeginn aufgestrichen.
Die richtige Dosierung deines Baumanstrichs
Die gewünschte Menge Anstrichpaste bekommt man durch die Zugabe von 10-20 Prozent Wasser. Für eine besonders gute Haftung gibt man rund 5-7 Prozent Kleister dazu. Dann eignet sich die Paste übrigens auch als Schutzanstrich gegen Wildverbiss. Ist dein Grundstück offen, wirst du im Winter sicher ab und zu Besuch von Rehen haben, die deine Obstbäume als leckere Mahlzeit betrachten. Der Anstrich lässt die Rinde bitter schmecken, schreckt Rehe so ab und verhindert Bissschäden an deinen Bäumen.