In Neubaugebieten und frisch renovierten Vorgärten sieht man sie immer öfter – Stein- und Schottergärten. Sie gelten als modern und pflegeleicht, weil unkrautarm. Steingärten können wichtige Lebensräume für kleine Tiere und viele Pflanzenarten bieten. Dazu muss beim Anlegen des Steingartens allerdings einiges beachtet werden.
Ökologische Bedeutung von Steingärten
Steingärten haben eine lange Tradition, die Ihren Höhepunkt Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts fand. Ursprünglich war es die Absicht dieses Gartenstils, die alpine Gebirgslandschaft mit ihrer einzigartigen Vegetation zu imitieren. Die Gärten bestanden aus großen Kiessteinen, sogenannten Bollensteinen, und Flusssteinen verschiedenster Größen. Als Besatz dienten Pflanzen, die mit Wärme und Trockenheit umgehen können und mineralische Böden bevorzugen, wie zum Beispiel Moose, Mauerfarne, Gräser, kleine Nadelbäume oder Rhododendren. Auch Steingartenpflanzen und Alpenblumen, wie Astern, Wurze, Enzian, Edelweiß, Fette Henne oder Lavendel fühlen sich im Steingarten pudelwohl. Für Eidechsen, Insekten aber auch Igel und Vögel bieten diese Steingärten wichtige Lebensräume, die durch Flächenversiegelung und den Schwund natürlicher Habitate zunehmend fehlen.
Im Gegensatz dazu beschränkt sich die moderne Variante von Steingärten meist auf eine ausgedehnte Schotterfläche mit wenigen immergrünen Solitärpflanzen. Schottergärten sind somit strenggenommen gar keine Steingärten. Ihnen wohnt zwar eine moderne Ästhetik inne, von ökologischem Nutzen sind sie jedoch nicht, da sie für Tiere kaum Nahrung oder Versteckmöglichkeiten bieten.
Für diejenigen unter euch, die einen Steingarten anlegen möchten, der sowohl pflegeleicht, als auch ökologisch nützlich ist, haben wir einige Tipps.
1. Vielfalt statt Solitärpflanzen
Wie bereits angeklungen, finden sich in Schottergärten oft einsame immergrüne Solitärpflanzen, wie Buchsbaum, Thuja oder Zwergkiefer wieder. Weitaus förderlicher für das Mikroklima deines Gartens wäre es jedoch, viele verschiedene Pflanzen im Splittbeet zu platzieren. Diese beschatten die Steinfläche und verhindern, dass sich der Splitt im Sommer zu sehr aufheizt. Wurden nicht gerade Vertreter der mediterranen Flora gewählt, schadet die dauerhafte extreme Hitze den Grünpflanzen. Gleichzeitig strahlen die Steine Tag wie Nacht Wärme ab. Dein Garten hat deshalb keine Gelegenheit mehr nachts abzukühlen. Nächtliches Lüften der Wohnräume wird damit sinnlos, da das Mikroklima des Gartens keine kühle Luft zum Austausch bereithalten kann.
Auch bietet ein dichterer Bewuchs mehr Versteckmöglichkeiten und ein besseres Nahrungsangebot für Insekt, Eidechse, Igel und Co. Eine Pflanzenauswahl die auf Vielfalt setzt, erhöht somit die Biodiversität im heimischen Garten. Die Umwelt freuts! Welche Pflanzen sich besonders gut für den Lebensraum Steingarten eignen, liest du ebenfalls in unserem Blog.
2. Gefüllte Blüten vermeiden
Pflanzen mit gefüllten Blüten solltest du in deinem ökologischen Steingarten lieber nicht einsetzen. Bei diesen Blühpflanzen handelt es sich um spezielle Züchtungen bei denen die für Bienen und andere bestäubende Insekten wichtigen Staubblätter der Blüte zu Kronblättern, den umgangssprachlichen Blütenblättern, umgebildet wurden. Die Pollen tragenden Staubblätter sind bei gefüllten Blüten deshalb schwer zugänglich bis komplett zurückgebildet. Auch die Nektar bildenden Organe der Pflanze sind oft von den Umzüchtungen betroffen, weshalb gefüllte Blüten den nützlichen Insekten weder Nektar noch Pollen bieten können. Doch ohne Nahrung für die Bienen, keine Bestäubung.
Ökologisch nützlicher sind Pflanzen mit ungefüllten Blüten, also die ursprüngliche Version der Pflanzen. Von vielen Blumen und Sträuchern - z.B. Rosen oder Pfingstrosen - findest du in Baumarkt und Gärtnerei sowohl die gefüllte, als auch die ungefüllte Variante. In diesem Fall sollten in deinen ökologischen Steingarten zumindest überwiegend ungefüllte Blühpflanzen Einzug halten.
3. Das ganze Jahr lang Blütenpracht
Damit Bienen, Hummeln und andere Bestäuber das ganze Jahr lang Nahrung finden, sollte die Wahl der Pflanzen für deinen naturnahen Steingarten sehr sorgsam getroffen werden. Setzte Frühlings-, Sommer- und Herbstblüher gleichermaßen ein. Das nützt nicht nur unseren heimischen Insekten, sondern es sieht auch besonders schön aus, wenn der Garten den Großteil des Jahres in Blüte steht.
4. Auf Unkrautfolie verzichten
Damit kein einziges unerwünschtes "Unkraut" sich seinen Weg aus der Steinschicht bahnt, wird meist eine dicke Unkrautfolie unter der Schotterfläche ausgelegt. Das ist aus ökologischer Sicht gleich doppelt problematisch. Zum einen gelangen nützliche Kleinstlebewesen nicht in den Boden, zum anderen wird wertvoller Boden versiegelt. Niederschlägen wird durch die Folie der Weg ins Grundwasser verwehrt.
Anstatt einer Unkraufolie kann ein wasserdurchlässiges Unkrautvlies gewählt werden. Noch besser wäre es, ganz auf Folie und Vlies zu verzichten und die Steinschicht etwas höher anzulegen. So wird dem Unkraut das Durchkommen zumindest erschwert. Welche Alternativen es zu Unkrautfolie und -vlies noch gibt, liest du in einem anderen Beitrag.
5. An die Tiere denken
Steine erhitzen sich gerade im Sommer sehr stark und verdunsten jegliches Wasser schnell. Gleichzeitig finden Vögel und andere Tiere gerade in dicht besiedelten Gebieten im Sommer kaum noch Wasser. Damit die Bewohner deines Gartens die heiße Jahreszeit gut überstehen, kannst du Vogeltränken im Steingarten platzieren. Auch Insekten benötigen Flüssigkeit. Damit Bienen, Hummeln oder Schwebfliegen trinken können, eignet sich ein flacher Blumentopfuntersetzer gut. Verteile kleine Zweige, Blätter oder kleine Steine darin, damit die Insekten landen können und einfachen Zugang zum Wasser haben.
Als Nistplatz für Insekten eignet sich auch ein Insektenhotel in der Nähe des Steingartens gut. Insektenhotels gibt es bereits fertig zu kaufen, können aber auch ganz einfach selbst gemacht werden.