Immer mehr Hobbygärtner verbannen chemische Dünger und Unkrautvernichter aus dem heimischen Garten und wenden sich natürlichen Alternativen zu. Als ökologische Dünge- und Schädlingsabwehrmittel haben sich seit langem sogenannte Pflanzenjauchen bewehrt. Diese sind nahezu kostenlos, einfach selbst herzustellen und sind definitiv ökologisch.
Die bekannteste Pflanzenjauche ist sicherlich die Brennnesseljauche. Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist quasi überall zu finden, an Wegesrändern, am Waldrand, in Parks oder sogar direkt in Ihrem Garten. Brennnesseljauche wirkt schädlingsabwehrend und versorgt vor allem Gemüsepflanzen mit reichlich Stickstoff, Kalium und Kieselsäure. Beim Sammeln sollte man den Zeitpunkt im Auge behalten. Denn besonders im Mai geerntete Brennnesseln enthalten sehr viel Stickstoff. Je später die Ernte erfolgt, desto geringer ist der Stickstoffgehalt.
Die Jauche entsteht durch einen Gärprozess: Mikroorganismen sorgen dafür, dass die in der Brennnesselpflanze enthaltenen Nährstoffe freigesetzt werden. Durch diese Vorarbeit können die gelösten Nährstoffe dann viel leichter von den Pflanzen aufgenommen werden.
Während Stickstoff und Kalium vor allem das Wachstum der gedüngten Gewächse fördern, spielt Kieselsäure eine besondere Rolle für den Pflanzenschutz. Denn die in der enthaltene Kieselsäure stärkt die Zellwände und macht die Pflanze somit widerstandsfähiger gegen Insektenbefall und Pilzkrankheiten.
Außerdem wird Pflanzenjauchen gerne Gesteinsmehlbeigemischt. Zum einen bindet es den Fäulnisgeruch, der bei der Gärung entsteht, zum anderen werden der Jauche dadurch wertvolle Mineralien beigefügt, die den Geschmack und das Wachstum von Gemüse verbessern (mehr zur Wirkungsweise von Urgesteinsmehl im Garten lesen Sie in unserm Blog).
Richtig eingesetzt, kann Pflanzenjauche Ihren Pflanzen zu kräftigerem Grün, mehr Gesundheit und höherer Widerstandskraft verhelfen – und das ökologisch ohne Chemiekeule.
Was du zur Herstellung von Brennnesseljauche benötigst
Utensilien
- Handschuhe
- Schere oder kleines Messer
- Eimer oder großes Gefäß (aus Plastik, Holz, Ton, Keramik. Nicht aus Metall)
- Stab zum Rühren
- Tuch oder Brett zum Abdecken
Zutaten
- 1 kg Brennnesseln
- 10 l Wasser (am besten Regenwasser)
- Diabas Urgesteinsmehl
Schritt-für-Schritt Anleitung zur ökologischen Brennnesseljauche
- Sammle ca. ein Kilogramm Brennnesseln. Finden kannst du die weltweit verbreitete Pflanze fast überall: im heimischen Garten, in Parks, an Wald- und Wegesrändern. Beim Sammeln solltest du unbedingt Handschuhe tragen, um die bei Berührung mit den Blättern entstehenden schmerzhaften Quaddeln zu vermeiden.
- Zum Ansetzen der Jauche schneidest du die Brennnesseln mit einer Schere oder einem kleinen Messer in Stücke und gibst sie in ein großes Gefäß. Hier eignen sich Eimer oder Fässer z.B. aus Plastik oder Holz. Nur aus Metall darf das Gefäß nicht bestehen. Bei der Gärung können sonst unerwünschte chemische Prozesse in Gang gesetzt werden.
- Gieße das Wasser in das Gefäß und rühre alles gut um. Am besten eignet sich hierbei Regenwasser, da dieses im Gegensatz zu Wasser aus der Leitung, arm an Kalk und Mineralien ist. Achte darauf, dass alle Pflanzenteile mit Wasser bedeckt sind.
- Gib als letztes eine Handschaufel voll Diabas Urgesteinsmehl zu dem Gemisch und rühre alles nochmals um. Das Urgesteinsmehl bindet den unangenehmen Fäulnisgeruch, der bei der Gärung entsteht. Darüber hinaus führt es der Jauche wichtige Mineralien zu, die Ihre Pflanzen zusätzlich stärken.
- Decke das Gefäß nun luftdurchlässig ab. Dazu eignet sich zum Beispiel ein altes Geschirrtuch, ein Jutesack oder ein Brett. Die Abdeckung verhindert, dass Fremdkörper in die Jauche gelangen, lässt aber Sauerstoff an das Gemisch, der zur Gärung unabdingbar ist.
- Nun muss das Gemisch ruhen, damit der Gärungsprozesse einsetzten und sein Übriges tun kann. Lass die Jauche für zwei bis drei Wochen an einem sonnigen, warmen Ort ziehen und rühre sie alle ein bis zwei Tage gut um, um dem Gemisch Sauerstoff zuzuführen. Wenn der Geruch der Jauche zu stark ist, streue eine dünne Schicht Diabas Urgesteinsmehl auf die Oberfläche. Fertig ist die Brennnesseljauche, wenn sie nicht mehr schäumt.
- Vor der Verwendung auf dem Beet müssen noch die Pflanzenreste abgesiebt werden. Diese können auf den Kompost oder als Mulch dienen.
Anwendung der fertigen Brennnesseljauche
Pflanzenjauchen werden ausschließlich verdünnt eingesetzt. Für einen unverdünnten Einsatz ist ihr pH-Wert zu hoch. Zumeist wird die Jauche als Düngergegossen. Mische hierzu einen Liter Brennnesseljauche mit zehn Litern Wasser (Mischverhältnis 1:10). Auch hier verwendest du idealerweise Regenwasser. Bei empfindlichen Pflanzen, wie Setzlingen oder jungen Pflanzen, genügt eine dünnere Mischung im Verhältnis 1:20 (also ein Liter Jauche auf 20 Liter Wasser, oder aber ein halber Liter Jauche auf zehn Liter Wasser).
Soll die Jauche zur Schädlingsabwehr gespritzt werden - was nur bei Pflanzen empfehlenswert ist, deren Blätter nicht gegessen werden - sollte die Flüssigkeit nochmals durch ein feines Tuch abgeseiht werden, damit die Düse der Sprühflasche nicht verstopft. Als Spritzbrühe eignet sich ebenfalls das Mischverhältnis 1:10.
Egal wie du die Jauche anwenden möchtest, sofern diese direkt auf die Blätter der Pflanzen gegossen oder gespritzt werden soll, empfiehlt sich die Anwendung in den Abendstunden oder an trüben Tagen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass die Pflanzen Verbrennungen erleiden.
Die Häufigkeit der Anwendung hängt vom Zustand deiner Pflanzen ab. Gesunde Pflanzen werden ungefähr alle zwei Wochen gedüngt. Sind deine Pflanzen eher schwach oder kümmern vor sich hin, kann eine Anwendung einmal pro Woche sinnvoll sein.
Für welche Pflanzen eignet sich die Brennnesseljauche?
Die selbstgemachte Brennnesseljauche enthält viel Stickstoff. Deshalb eignet sie sich besonders gut für sogenannte Starkzehrer in deinem Gemüsebeet, die einen hohen Nährstoffgehalt haben und dem Boden große Mengen an Stickstoff entziehen. Hier einige Beispiele:
- Tomaten
- Paprika
- Kürbis
- Gurken
- Brokkoli
- Lauch
- Kohl
- Zucchini
Weniger geeignet ist die Düngung mit Brennnesseljauche zum Beispiel für Erbsen, Möhren, Knoblauch, Zwiebeln, Bohnen, Feldsalat und Blumen. Diese Pflanzen brauchen den vielen Stickstoff nicht oder können sogar negativ auf das Überangebot reagieren.
Kann Brennnesseljauche gelagert werden?
In der Regel wird die Jauche relativ bald nach der Herstellung eingesetzt. Es ist jedoch auch eine längere Lagerung problemlos möglich. Dafür kann die Jauche in dem Gefäß aufbewahrt werden, in dem sie angesetzt wurde. Damit die Jauche haltbar bleibt , darf der Behälter auf keinen Fall luftdicht verschlossen werden. Eine Abdeckung mit Jutesack, Tuch oder Brett genügt völlig.
Können auch andere Pflanzen als Brennnessel verwendet werden?
Pflanzenjauche kann aus den verschiedensten Pflanzen hergestellt werden. Neben der Brennnessel eignen sich auch Ackerschachtelhalm, Beinwell, Giersch, Löwenzahn, Knoblauch oder Zwiebel.